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„Wer von sich selber zu erzählen beginnt, beginnt meist mit ganz anderen Leuten.“ – Erich Kästner

Als die Bundesrepublik noch ein übersichtlich geordnetes Wohlstandsparadies war, wurde ich in der katholischen Heimat Heinrich Bölls geboren. Hier verbrachte ich meine frühen Jahre lesend, eine Tätigkeit, die im kleinbürgerlichen Milieu für ein Mädchen fragwürdig schien. Rückendeckung gab eine Mutter, die ebenfalls Vielleserin war. Väterlicherseits wurde Geschichtsbewusstsein vermittelt und Politik am Frühstückstisch verhandelt. Deutsche Vergangenheit war präsent und prägte, später auch am humanistischen Gymnasium. Das Studium wirkt rückblickend folgerichtig: Germanistik, Geschichte, Politikwissenschaft und Philosophie. Meine Dissertation über Günter Grass war den Zeitläufen verpflichtet: die Mauer fiel und die Bundesrepublik vergrößerte sich zur Nation. Den scharfzüngigen Kritiker Deutschlands durfte ich kennenlernen, blieb ihm mit einer Einführung in sein Werk zunächst auch treu. Dem akademischen Leben aber kehrte ich den Rücken zu, hatte ich mich doch nie zugehörig gefühlt. Das Studium wollte verdient, die Promotionszeit finanziert werden, denn das Salär für wissenschaftliche Mitarbeiter reichte auch damals nicht. Lesesucht traf auf Kassiererinnenalltag, intellektuelle Neugierde auf deutsche Sekretariate. Auch das prägte. Nach dem Examen folgte Hörfunk. Es war viel zu tun, denn blutige Kriege fanden vor unserer Haustür statt, als Jugoslawien zerfiel. Öffentlichkeitsarbeit, der nächste Schritt, war friedlicher. Später dann freie Texterin, Gebrauchstexte – klassisch und schon fürs Netz. Consulting und Coaching rundeten ab, bevor ich Mutter wurde und dieser Umstand meinen Blick auf Gesellschaft und Politik ebenso nachhaltig veränderte wie meine Arbeit mit geflüchteten Menschen.